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Wie Du ansprechende Fahrzeugbilder machst

In einer Zeit der Reizüberflutung und immer kürzerer Aufmerksamkeitsspannen der Verbraucher ist die Inszenierung eines Inserats zur erfolgreichen Vermarktung des Fahrzeugs von großer Bedeutung. Der Profi-Automobilfotograf Lukasz Krotkiewicz erklärt worauf es bei dem perfekten Foto ankommt, ob man hierzu professionelle Ausrüstung benötigt und welche Rolle der Hintergrund spielt.


Warum sind gute Bilder für die erfolgreiche Vermarktung von Fahrzeugen so wichtig?

Das menschliche Gehirn nimmt maximal zwölf Bilder pro Sekunde wahr. Für die Verarbeitung braucht es, je nach Alter, zwischen 0,5 und 1 Sekunde. Das ganze geschieht im Unterbewusstsein. Das Unterbewusstsein verarbeitet die Bilder, die wir sehen und beurteilt nach positiv und negativ, also interessant oder nicht interessant. Bei positiven Eindrücken bleibt es hängen, das Negative hingegen blendet es komplett aus. Das sind die, die nicht in unser „Suchschema“ passen. Um das Interesse des Unterbewusstseins zu wecken, muss man ein Bild kreieren, das ästhetisch und ansprechend für den Betrachter ist.

Es gibt ein paar Regeln, die man beachten muss, wie den goldenen Schnitt oder die Drittel-Regel. Auch Farbe und Aufbau des Bildes sind sehr wichtig. Heutzutage leben wir schnell und beurteilen noch schneller anhand dessen, was wir sehen. Wir möchten unsere Zeit nicht mit Textlesen verschwenden. Wenn ein Bild ansprechend ist, bleiben wir daran „hängen“. Bei dem Riesenangebot, welches verschiedene Vergleichsportale/ Autoportale bieten, muss man einen Wiedererkennungswert schaffen, der sich in das Unterbewusstsein des Käufers einprägt. Die dort präsentierten Bilder, sollten einen ähnlichen Stil haben.

Es geschieht beim „Scrollen“ am Handy oder Laptop sehr schnell, dass wir Bilder überspringen. Sind jedoch ein paar Bilder in ähnlichem Stil dargestellt, erweckt das die Aufmerksamkeit des Unterbewusstseins. Wenn die Bilder noch dazu gut sind und dadurch als positiv bewertet werden, besteht eine viel größere Wahrscheinlichkeit, dass der Suchende auf die Angebote klickt. In der heutigen Welt und in der Welt von morgen wird es immer wichtiger, gute und ansprechende Bilder zu präsentieren, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Ich habe dies persönlich getestet. Wie? Ganz einfach! Ich habe ein Fahrzeug mit zwei unterschiedlichen Bilderserien inseriert: Bei der schlechten Bilderserie habe ich das Auto zu einem günstigeren Preis angeboten; die bessere Bilderserie zu einem deutlich höheren Preis. Erstaunlicherweise hat das Fahrzeug mit dem höheren Preis und den besseren Fotos deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen, als das günstigere Auto mit schlechteren Bild.

Hierbei spielt Vertrauen auch eine wichtige Rolle. Wenn ein Fahrzeug mit einem guten Bild dargestellt wird, wird es wahrscheinlich auch durch einen vertrauensvollen Unternehmer verkauft und nicht durch einen sogenannten Fähnchen-Händler. Ein Händler, der beim Verkauf sehr sorgsam mit dem Inserat umgeht, wird oft als vertrauenswürdig eingestuft.

Benötige ich einen Fotografen, um ein Fahrzeug zu fotografieren oder kann ich das selbst?

Unter Beachtung bestimmter Grundregeln, kann man Fotos durchaus auch selbst machen. Es ist nicht erforderlich, jedes Mal einen Fotografen zu beauftragen, außer man kann mit einer Kamera wirklich nichts anfangen. Entscheidend ist es einen Look zu kreieren, der sich durch alle Fotos wie ein „roter Faden“ zieht. Hierbei ist aber nicht nur der immer selbe Hintergrund gemeint. Faktoren wie Farbintensität und Stil zahlen ebenso auf das Gesamterscheinungsbild ein.

Welche Ausrüstung ist für das Fotografieren im Autohaus am besten geeignet?

Es ist keine spezielle Fotoausrüstung, für tausende von Euro erforderlich. Für das beste Selfmade-Ergebnis empfiehlt es sich, eine „Betriebskamera“ zu verwenden. Was ist eine Betriebskamera? Das ist eine Kamera, die ausschließlich zur Fotografie der Fahrzeuge verwendet wird. Sie sollte auf die Bedürfnisse des Autohauses eingestellt sein und nicht privat genutzt werden, wie beispielsweise für den Urlaub. Ich bekomme gelegentlich Anfragen, ob ich die „Betriebskamera“ einstellen kann, weil sie nach dem Urlaub nicht mehr so gute Fotos macht, wie vor dem Urlaub.

Die Kamera muss keine Vollformat-Kamera sein, da die Bilder sowieso komprimiert werden, somit spielt das Sensor-Format hier keine Rolle. Neben der Kamera ist ein gutes Objektiv erforderlich. Ein Objektiv, das alle gewünschten Bereiche abdeckt: Exterieur- und Interior-Aufnahmen. Ich empfehle ein Zoom-Objektiv, das einen Brennweitenbereich zwischen 15 mm und 70 mm abdeckt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Lichtstärke. Je niedriger die Zahl, desto besser. Ein Stativ ist nicht notwendig, es sei denn die Location ist nicht gut beleuchtet, denn die Beleuchtung ist einer der wichtigsten Punkte in der Fotografie.

Worauf muss ich beim Fotografieren meiner Fahrzeuge besonders achten?

Es gibt ein paar Grundregeln. Wenn man diese befolgt, fährt man immer gut: Für jedes Foto die gleiche Location mit ruhigem Hintergrund wählen, denn der Hintergrund darf nicht vom Fahrzeug ablenken.

Fotowinkel und Position des Autos müssen immer gleich sein – vorne, hinten, von beiden Seiten. Dann 45° von vorne links und rechts; das Gleiche hinten links und rechts. Danach die Details immer vom gleichen Winkel und der gleichen Perspektive fotografieren, d. h. Felgen, Armaturenbrett, Sitze, Blick von der Fahrerseite oder der Beifahrerseite in den Raum, Blick auf die Rückbank, Kofferraum und Motorraum sowie ein paar Extras oder schöne Details des Fahrzeugs in einem separaten Bild hervorheben.

Ein wichtiges Kriterium ist das Licht. Es sollte gleichmäßig sein. Niemals in der vollen Sonne fotografieren, sondern vorzugsweise unter künstlicher Beleuchtung oder an einem schattigen Plätzchen. Wenn man ein Fahrzeug in der vollen Sonne fotografiert, ist es unwahrscheinlich, dass die anderen Fahrzeuge / Fotos die gleiche Belichtung bekommen, wodurch es mit dem Wiedererkennungswert von den Bildern schwierig wird. Das Auto sollte immer in der Mitte des Bildes positioniert werden, somit besteht keine Gefahr, dass ein Teil des Fahrzeugs abgeschnitten wird. Generell wirken die Bilder dann stimmiger.

Was beim Verkauf hilfreich ist, ist ein Selling Picture. Das ist ein Foto voll gepackt mit Emotionen, deren Aufgabe es ist, die Phantasie des Betrachters anzuregen und positive Emotionen zu erwecken. Alle weiteren Bilder dienen zur Versorgung des Betrachters mit Informationen. Aber dieses eine Bild, sollte den potentiellen Käufer dazu animieren, dieses Fahrzeug zu kaufen. Der Betrachter soll sich in das Fahrzeug „verlieben“, ähnlich wie auf einem Dating-Portal.

Wann sollte ich lieber einen Profi zu Rate ziehen?

Der Profi sollte zu Beginn hinzugezogen werden. Er hilft, die Kamera einzustellen, erklärt die Basics und berät beim Hintergrund und dem eigenen Stil. Damit ist sichergestellt, dass die Do-it-yourself-Fotos gelingen.

Bei besonders hochwertigen Fahrzeugen empfiehlt sich, einem Profi-Fotografen den Auftrag zu erteilen, der die Besonderheiten des Fahrzeugs erkennt und diese auch hervorhebt. Ein besonderes Auto sollte auch besonders dargestellt werden. Bei Spezialangeboten muss nicht zwingend der „rote Faden“ eingehalten werden, da solche Angebote nur für kurze Zeit gelten. Nur ein Profi kann den Look beibehalten und trotzdem die Fotos so gestalten, dass dieses Fahrzeug als Highlight im Angebot dargestellt wird.

Lukasz Krotkiewicz

Fotograf